Montag, 23. November 2009

Regina Reisebogen oder wie ich auszog,um eine Reise zu begehen

Mitte November wurde die "didaktische Aktivität" in den Politikwissenschaften hier in Trieste unterbrochen, um Examen abzuhalten. Wer da welche Examen abhielt und wer die ablegen musste, war mir eigentlich relativ egal, ich jedenfalls nicht. Und was macht man, wenn man eine Woche keine Uni, sondern frei hat? Richtig, man schwänzt den Italienischkurs und unternimmt eine Reise.

Meine Reiseroute lautete daher: Trieste-Venedig-Verona-Brenner-Innsbruck (längerer Aufenthalt)-München-Freising (Aufenthalt, unplanmäßig verlängert)-Kleinaitingen (längerer Aufenthalt mit Ausflügen nach Augsburg und zum Volleyballspieltag in Friedberg)-Landsberg-München (für Kurzaufenthalte)-Venedig-Trieste. Es kann also losgehen, meine Damen und Herren bitte anschnallen, Rettungswesten befinden sich unter dem Sitz.

Weil ich das mit dieser Unterbrechung der didaktischen Aktivität schon relativ früh mitbekam, seit Neuestem eine studierende Freundin in Innsbruck habe, zudem genau ein Volleyballspiel in dieser Woche anstand und ich dann auch noch mit einer großen Portion Glück ein Super-Spar-Ticket für den Nachtzug München-Venedig fand (€ 23!!!), beschloss ich, die studierende Freundin in Innsbruck zu besuchen, dann mit einem kleinen Umweg über Freising (Schwester besuchen) nach Hause nach Kleinaitingen zu reisen, dort ein Volleyballspiel zu absolvieren, um dann schließlich mit meinem Super-Spar-Ticket nach Italien zurückzukehren.

Für den Hinweg nach Innsbruck gab es leider kein so tolles Super-Spar-Ticket bzw. eigentlich bietet auch die italienische Bahn günstige Tickets an, da ich aber schon vorher alles mögliche durchgerechnet hatte und mir das italienische Sparangebot zu teuer war, entschied ich mich statt mit dem Zug von Venedig direkt nach Innsbruck durchzufahren, lieber auf die Regionalzüge von Trenitalia zu setzen, zusätzlich zweimal umzusteigen und dadurch ganze €15 zu sparen. Ja mei,ge, ich bin halt doch a kleiner Schwabe...

Aber gut, das mit dem Umsteigen machte gar nix, das klappte nämlich ausgesprochen gut und Zeit hatte ich ja auch, so dass ich ruhig mal ein wenig durch Italien bummeln und mir die Gegend anschauen konnte...Und ja, ihr ahnt schon richtig, da war doch was mit diesen Alpen...

Während ich die Fahrten von Trieste nach Venedig und von Venedig nach Verona mit Schlafen verbracht hatte, vertrieb ich mir die Zeit auf dem Weg von Verona zum Brenner damit, aus dem Fenster zu schauen und all das, was ich da draußen sah, immer toller zu finden, denn Stück für Stück kamen wir Südtirol näher und drangen schließlich immer weiter in Südtirol ein - was gleichzeitig bedeutete, dass es immer mehr Berge zu sehen gab und diese samt ihren weißen Gipfeln immer näher kamen.

Bozen, Klausen, Brixen, Franzensfeste, Sterzing.... draußen war es grau, es regnete ab und an und es wurde auch schon langsam dunkel -aber mir gefiel die Gegend so gut, dass ich nicht aufhören konnte, nach draußen zu blicken und mich zu freuen. Und warum ich die Alpen gerade jetzt plötzlich so toll finde und warum genau - ich kann es nicht sagen, aber auch dieses Mal war ich wieder von ihnen fasziniert und sie taten ihr übriges, um mich nicht nur restlos von Südtirol, sondern auch von Tirol und insbesondere Innsbruck zu begeistern, wo sie in Höchstform aufliefen und -ringsherum um die ganze Stadt - in der Sonne glänzten.



Innsbruck gefiel mir aber auch so sehr gut - eine kleine, nette Sadt mit einem hübschen, historischen Stadtkern, leckerem Essensangebot (von Topfenstrudel über Schlutzkrapfen bis hin zu Schokoladenkuchen) und - natürlich - einem der tollsten Dialekte überhaupt: Tirolerisch.
Zudem war da ja auch noch meine nette, in Innsbruck studierenden Freundin, die mit mir eine tolle Stadtführung unternahm, mich kulinarisch verwöhnte (Glühwein, Weißwurschtfrühstück) und mit der ich einfach eine super Zeit verbrachte, bevor ich dann nach zwei Tagen weiter Richtung München und Freising fuhr.

Und da war ich dann also, wieder daheim, in Bayern und natürlich freute ich mich, aber trotzdem war da dieses befremdliche, komische Gefühl. Da hatte ich mich gerade in einem anderen Land auf eine fremde Kultur eingelassen, mich dort zurecht gefunden und eingelebt und dann stand ich plötzlich wieder am Münchner Bahnhof, wo ich schon sooft war und auch so gerne bin, alles war so bekannt und vertraut und doch irgendwie ein wenig fremd. Genauso ging es mir auch ein paar Tage später, als ich vor meiner Rückreise für einen Kurzbesuch in "meiner/unsrer" Münchner Wohnung war. Na klar, auch wenn mein Zimmer im Moment untervermietet ist, es ist doch mein zu Hause in München und bis auf ein paar kleine Veränderungen konnte ich die WG auch wiedererkennen, aber es hat sich nicht so angefühlt, wie immer.

Aber gut, ich konnte meine freien Tage in Freising, bei meiner Schwester und schließlich, zu Hause, bei meiner Familie, trotz allem sehr gut genießen. Kartoffelsalat, Schweinebraten und Geschnetzeltes von meiner Mama, Weißwürste und Brezen, Frühstücken mit meiner besten Freundin, einfach Zeit zu Hause verbringen...und das alles bei Sonnenschein und 15-20° - wie sollte ich mich da nicht wohl fühlen.
Noch dazu kam der Volleyballspieltag, bei dem wir beide Spiele gewannen und ich einen riesen Spaß am Spielen hatte -trotz fast halb-jähriger Trainingspause.

So packte ich am Ende meiner Reisewoche schließlich zufrieden mit der Welt meinen Rucksack (mit dabei eine Leberspätzlesuppe, ein Adventskalender und Vollkornbrot), besuchte noch schnell meine Oma und wie schon erwähnt meine Münchner Wohnung inklusive Super-Mitbewohner, bevor ich schon wieder am Münchner Bahnhof stand und dieses Mal nicht nur die Leute beobachtete, die mit dem Nachtzug Richtung Venedig/Rom reisen sollten, sondern selbst den City Nightliner bestieg, um wieder "heim" nach Italien zu fahren - auch in diesem Moment sollte mich ein komisches Gefühl beschleichen, was sich aber spätestens verflüchtigte, als wir einen Zwisschenstopp in Innsbruck einlegten und ich mich schwer beherrschen musst, um nit einfacb aus dem Zug zu hüpfen und da zu bleiben.

Die Reise selbst war etwas anstrengend, da ich dank einiger Mädels, die nachts um halb zwei in meinen Abteil Platz nahmen und meinten, sie müssten noch die neuesten Neuigkeiten bis ins Detail bereden, zu keinerlei Schlaf kam. Zudem hatten sie auch noch kein Ticket gekauft und waren der Meinung, sie müssten mit dem Schaffner über vier Euro, die sie nicht bereit waren, zu zahlen, diskutieren, bis dieser schließlich das Telefon zückte, um die Polizei an der nächsten Haltestelle zu informieren und eines der Mädchen plötzlich doch noch zufällig einen 50-Euro-Schein fand, mit dem sie den Restbetrag zahlen konnte.

Nun gut, auch wenn diese lustige nette Reisegruppe mir den Schalf raubte, so verschaffte mir ihre ungewöhnlich witzige 4-Euro-Einlage doch einen unverhofft langen Blick auf den wohl sexiest Schaffner der italienischen Bahn!!!...so dass ich, als die weibliche Kabarettgruppe den Zug in Verona verließ, um andere Leute mit ihren Aufführungen zu beglücken, zufrieden für zwei Stunden schlafen konnte, um dann nach einem Aufenthalt in Venedig, einem italienischen Frühstück und schließlich nach 13-stündiger Reise wieder in Trieste anzukommen, welches mich mit seinem entzückenden Grau und ein wenig Nieselregen willkommen hieß.



P.S.: Suche netten, charmanten und witzigen Tiroler/Südtiroler zwischen 24 und 28 zum Heiraten. Du solltest am besten Dialekt sprechen, fesche Wadeln haben und nicht unbedingt rothaarig und klein sein (ich entschuldige mich schon jetzt für diese diskriminierende Einschränkung). Falls sich da keiner finden sollte, kann sich auch gern der italienische Schaffner aus dem Nachtzug bei mir melden.

Mittwoch, 11. November 2009

Italien mal Italienisch oder wie man merkt, dass man angekommen ist.

Wie man merkt, dass man angekommen ist? Vielleicht darn, wenn man in über zwei Wochen nicht ein einziges Mal dazu kommt, einen Blog zu schreiben. Vielleicht auch daran, wenn man als Fernseh-süchtige Person den Fernseher tagelang nicht einschaltet. Vielleicht aber auch, wenn man sich über einen Bahnstreik nicht aufregt, sondern ihn einfach hinnimmt, nicht mehr von Pizza, Pasta oder Plastikhandschuhen fasziniert ist, sondern tiefer blickt und versucht, den italienischen Staat zu verstehen oder auch einfach, wenn man plötzlich, ohne es zu merken, italienisch isst.

In letzter Zeit war ich mit Allem und Nichts beschäftigt, was nicht nur zur Folge hatte, dass ich meinen Blog hier sträflich vernachlässigt habe, sondern auch, dass ich wohl hier in Italien angekommen bin. Das macht sich nicht nur durch nicht-vorhandene Blog-Einträge bemerkbar, sondern auch an anderen Dingen. Nein, ich will nicht sagen, dass ich mich jetzt italienisch fühle oder gar italienisch bin, aber es hat sich doch einiges getan, seit ich hier angekommen bin Die Phase, in der man es noch als etwas besonderes empfand, einen caffè in einer bar zu trinken, ist inzwischen vorbei und es hat doch eine gewisse Anpassung und eben Eingewöhnung stattgefunden. Die folgenden Beschreibungen sollen keinerlei Wertung abgeben, sondern ganz einfach schildern, wie ich hier im Moment in Italien lebe - und das durchaus zufrieden:

Mein Handy ist mein Freund. Es liegt inzwischen auch bei mir des Öfteren direkt neben meinen Kugelschreiber und Block, wenn ich in der Uni bin und falls nicht, kontrolliere ich spätestens alle 15 Minuten, ob ich wichtig war oder stelle es auf Vibration ein und trage es in meiner Hosentasche. Dazu kommt, dass sich meine SMS-Versandrate enorm gesteigert hat und ich auch schon mal SMS mit nur zwei Worten Inhalt oder im 5-Minuten-Takt versende. Leisten kann ich mir diesen Spaß dank meiner Super-Zusatz-SMS-Option, mit der ich 100 SMS pro Tag an den gleichen Anbieter versenden kann und das für gerade mal €6 im Monat. Es versteht sich von selbst, dass ich Freunde, die einen anderen Anbieter gewählt haben, von den Vorteilen meines Netzbetreibers überzeuge, um dann noch mehr SMS verschicken zu können. Zu meinem italienischen Handy-Glück fehlt mir also nur noch eine gesteigerte Anrufrate - aber da kommt halt dann doch der sparende Schwabe in mir durch, der lieber umsonst eine SMS versendet, als für ein Telefonat zu zahlen.

Ja, es ist passiert - und ich gestehe, ich war es ganz allein und ich nehme alle Schuld auf mich. Mein Fernseher leidet nur wegen mir unter sträflicher Vernachlässigung. Und ich gebe zu, ich habe es sogar so weit getrieben, dass er fünf ganze Tage am Stück nicht eingeschalten wurde. Aber ich gelobe Besserung und habe ihn als Wiedergutmachung auch schon zur Hintergrundberieselung angeschalten. Bald, schon bald werde ich noch einen weiteren Schritt auf ihn zugehen und bewusst ein Programm anschauen. Ich hoffe, er kann mir verzeihen und sein Trauma überwinden.
Schließlich ist dieses fernsehfreie Verhalten absolut unitalienisch. Da habe ich solange darauf trainiert, wenigstens in einem Punkt schon vor meiner Ankunft absolut italienisch zu sein und den Fernseher immer und immer laufen zu lassen und dann so ein Rückschritt...aber gut, immerhin habe ich die Zeit durch andere absolut italienische Beschäftigungen ausgefüllt - so meist mit aperitivi einnehmen, caffè trinken, gemeinsam essen und chiacchierare, das von den Italienern geliebte miteinander Plaudern.

Sonntag Morgen, ich renne zum Bahnhof in Forlì. Gerade habe ich mich von meiner Freundin verabschiedet, die ich hier in der Emilia-Romagna besucht habe und versuche nun bei starkem Regen möglichst schnell den Bahnhof zu erreichen, um die Heimreise anzutreten. Während ich da also Richtung Bahnhof laufe, hoffe ich auf die angebliche und daher berühmt berüchtigte Unpünktlichkeit der italienishcen Bahn, damit ich es noch schaffe, rechtzeitig am Bahnhof anzukommen und dann auch noch ein Ticket kaufen und in den Zug hüpfen zu können. Und falls diese angebliche Unpünktlichkeit der italienischen Bahn dann doch versagen sollte, hilft mir ja vielleicht der heute stattfindende Streik, der sicherlich ein bisschen Verspätung und auch den ein oder anderen ausgefallenen Zug hervorbirngen wird.
Am Bahnhof angekommen, gibt es meinen Zug nicht (mehr). Also eine Stunde warten,auf den nächsten Zug...der ist zwar mit einem SOPP versehen, aber was macht das schon. Ich stelle mich also am Schalter an und bitte, als ich schließlich dran kommen, die Dame am Schalter um ein Ticket nach Trieste - wohl gemerkt eine 6 Stunden Reise mit zweimaligem Umsteigen. Freundlich erklärt sie mir, dass ich es heute wohl nicht einmal bis in das eine gute 50 Minuten Zugfahrt entfernte Bologna schaffe, denn SOPP bedeutet - fällt aus wegen Streik.

Statt mich aufzuregen und einen inneren wutentbrannten Monolog zu halten, wie dass denn möglich sei, dass hier einfach so gestreikt wird und es doch nicht möglich sein kann, dass ich gar nicht weiter kommen kann, verlängere ich meinen Aufenthalt in Forlì um einen Tag, wodurch ich nicht nur Bologna nich besichtigen kann, sondern auch meinen Italienisch-Kurs am nächsten Tag verpasse, meiner Freundin unverhofft einen weiteren Tag mit mir beschere, obwohl sie am nächsten Tag ein Prüfung hat und gehe zufrieden in die bar, um einen caffè zu trinken und dann zurück zu meiner Freundin, um den Abend damit zu verbringen, mit ihren italienischen Mitbewohnerinnen eine italienische Schlagershow anzuschauen.

9.11.2009 -20 Jahre Mauerfall, was für ein Tag. Und wir Deutschen hier in Italien...doch auch die Italiener messen diesem Tag große Bedeutung bei, so dass wir, eine kleine Gruppe Deutscher uns aufmachen, um Abends dem Vortrag eines deutschen, überaus bekannten, wenn auch kontrovers diskutierten Geschichtsprofessor namens Ernst Nolte zu lauschen. Durch die Bekanntschaft mit unserem italienischen Erasmus-Papa, der Triestiner Legende Professore Pilotto, werden wir Herrn Nolte vor seinem Vortrag auch noch persönlich vorgestellt. Doch vor dem Vortrag werden wir Deutschen auch Augenzeugen der italienischen Politikverhältntisse:

Just bei der Vorstellung von Herrn Nolte, erhebt sich ein Gruppe von links-gerichteten Studenten, die sich in die Zuschauermenge gesetzt hat und ihre Meinung gegenüber Herrn Nolte und der italienischen Rechten mit "Schäm dich, Nolte" und "Nazis raus"- Rufen sowie einer Wasser-Plastikbecher-Attacke auf Herrn Nolte Ausdruck verleiht. Die Rechte wehrt sich durch einen permanent ins Mikro schreienden Was-auch-immer-Vorsitzenden, Gegenrufen und geschlossenem Klatschen für Herrn Nolte. Mitten in diesem Tumult sitzt eine Reihe junger, meist deutscher Studenten, die zunächst vollkommen überrascht ist und dann nicht weiß, was sie von dem Ereignis oder aber auch von Herrn Nolte denken soll.Nach zehn Minuten sind die Linken gegangen und der Vortrag beginnt.

Morgens halb 9 in Italien. Wir betreten die bar, bestellen uns einen caffè macchiato und eine brioche, bevor wir weiter in die Uni ziehen.
12 Uhr Mittags - die Frisur hält - mache ich mich auf den Weg nach Hause, um mir mein pranzo (Mittagessen) zu kochen- was sollte es anderes sein als ein Teller Pasta. Die Zeit vergeht und schons sitze ich Abends um 8 in einer aperitivi bar, trinke meinen spritz aperol und esse die dazu gerreichten Pizza Stückchen. Schließlich um 9.30 Abends, wieder zu Hause angekommen, die Haare trotz super-strong-Haarspray inzwischen leicht durcheinander, bereite ich mir ein kleines cena (Abendessen) vor, Gemüse mit Brot. Und schon ist es passiert. Ich habe ein komplett italienisches Essverhalten an den Tag gelegt, ohne mich dafür anzustrengen.

Samstag, 24. Oktober 2009

Italien, ein kulinarisches Vergnügen oder wie es kommt, dass ich hier sogar Pastasoßen mit Pilzen esse

Wie man im vorletzten Blog unschwer herauslesen konnte, spielt das Essen hier in Italien, für die Italiener und auch für mich eine große Rolle. So zieht es mich hier des öftern in den Supermarkt (was auch daran liegt, dass sich sowohl in meiner unmittelbarsten Nähe drei solche Geschäfte befinden als auch ein Spar-Supermakrt (ich erinere nur: unzählige verschiedene bayerische Weißbiersorten und dazu auch noch Kürbiskernbrot im Sortiment) auf dem Weg von der Uni nach Hause liegt. Daneben zieht es mich aber auch (inzwischen) in bars, die Mensa, aperitivi Läden, die Bäckerei und Pizzerien.Zwei Dinge fehlen mir noch auf meiner Liste: Selbst in einem "Fischladen" einkaufen und "so richtig" auswärts essen gehen, dann am besten Pasta mit Muscheln.

Aber der Reihe nach, der Hauptort meiner kulinairischen Aktivitäten ist und bleibt der supermercato, allen voran, und das sage ich doch mit einem kleinen Schahmgefühl, der Lidl, der nur fünf Häuser weitersteht, fast immer offen hat und preislich einfach unschlagbar ist...auch hier in Italien. So tun es mir denn auch viele Italiener gleich und kaufen ihre Lebensmittel ebenfalls hier - so dass die Sachen, die es bei Lidl gibt, gar nicht so schlecht sein können. Noch dazu muss man sagen, dass das Sortiment zumindets zu einem großen Teil italianisiert ist (anders als in Norwegen, wo es bei Lidl so ziemlich das selbe Sortiment wie in Deutschland gibt und kaum wirklich norwegische Lebensmittel zu finden waren).

Klar, im Regal steht die Lidl Milch aus Buchloe, der Frischkäse heißt Frischkäse und wer will, kann sich auch eine Packung formaggio tedesco (also die gewohnte 200g Käsepackung von Lidl) oder deutschen Butter kaufen. Daneben gibt es aber genauso gut italienische Produkte wie meine heiß geliebte Ricotta, verschiedene Gorgonzola-Sorten, Peperoncino zum Würzen oder auch Kekse, gefüllte Hörnchen, Grissini oder sonstige italienische Leckereien.

Zumindest bei Lidl findet man sich ungefähr auf demselben Preisniveau wie in Deutschland - mit kleinen Schwankungen und einigen Produktausnahmen - so ist Müsli hier um einiges teurer, Kichererben aber zum Beispiel billiger, Gemüse und Obst sind gleich teuer bis etwas teurer. Bei den anderen Supermärkten (unter anderem auch ein österreichischer Billa) muss man mit etwas höheren Preisen rechnen oder eben auf Schnäppchenjagd gehen.

Meine Ernährung ist hier im Groben und Ganzen auch nicht viel anders als in Deutschland - wobei ich mir schon Mühe geb, italienische Produkte, gerade die, die es bei uns nicht oder nur teurer gibt, zu benutzen. So gibt es also statt Quark (kann man hier auch gar nirgends kaufen) Ricotta, statt deutschem Lidlkäse italienischen Taleggio Weichkäse, Parmesan steht sowieso immer mit im Kühlschrank, ab und zu ein bacio (Schokoladen-Pralinen Spezialität aus Perugia), wenn einen die Schokoladenlust überkommt, außerdem verwende ich aber natürlich auch Espresso für den morgendlichen Kaffee (wobei ich hier einen Kompromiss zwischen Billigespresso und wirklichen gutem Kaffeepulver mit einem der nicht ganz so guten Sorten von Segafreddo geschlossen habe und damit gut leben kann) oder aber die hier überall übliche "Küchensahne" (etwas dickflüssiger als unsere Sahne und vom Geschmack her meiner Meinung nach Kaffeesahne ähnlich).

Daneben stehen so wie auch daheim in München Pasta (hier allerdings die gute von Barilla, für wenig Geld im 1,5kg Beutel erstanden), Reis, viel Obst und Gemüse oder Marmelade und Honig in meinen Küchenfächern.
Das Brot ist noch einmal eine Sache für sich, hier gibt es eben viel Weiß- und Toastbrot, wenn man sucht, findet man aber eben auch erschwingliches dunkleres Brot oder wenn man tief in den Geldbeutel greifen will, auch richtiges Pumpernickelbrot. Aber zugegebenermaßen ist der Brotkoller bei mir noch nicht eingetreten, da durch die Segelregatta und den dadurch in Trieste stationierten Kärtner Bäcker eines der besten Vollkornbrote, das ich überhaupt bisher gegessen habe, für einige Tage verfügbar war und es bei meinem Bäcker in der Nähe furchtbar gute Weißbrotsemmeln gibt, die, wie ich vermute, deswegen so lecker schmecken, weil sie mit Olivenöl hergestellt werden.

Und ja, natürlich gibt es hier neben der Pasta auch Pizza, Pizza, Pizza. Und da stehen nicht nur aus dem Ausland stammende Erasmus-Studenten, sondern auch die Italiener selbst drauf. An einem Samstag Abend zur Stoßzeit um halb9 muss man also auch schon mal eine Viertelstunde statt der gewöhnlich durschnittlichen 7 Minuten auf die Pizza zum Mitnehmen warten. Trotzdem ist die Pizza hier (noch) nicht zu einem meiner Hauptnahrungsmittel geworden, sondern bleibt doch eher die Ausnahme - wenn man sie sich hier auch öfter gönnt, als in Deutschland, was sowohl an den Preisen (in der Mensa gute €3, in der Pizzeria je nach Belag €3/4-7) und der Verfügbarkeit (fast in jeder Straße im Zentrum findet sich eine Pizzeria, in der man die Pizzen natürlich auch immer mitnehmen kann) liegt.

Und dann wäre da noch Mulino Bianco - eine Marke, die zu Barilla gehört und mir vor allem wegen ihrer unverschämt guten Kekse bekannt war. Daneben gibt es aber auch noch Kuchen, Brot und Zwieback von ihr zu kaufen. Ich könnte hier ungelogen ein Jahr verbringen und mich von Mulino Bianco ernähren - gut, die Ernährung wäre etwas einseitig, aber hätte ich alle Kekssorten durchprobiert, wurde ich wieder von vorne anfangen können, ohne angeödet zu sein. Mulino Bianco ist einfach herrlich.

Betrachtet man die Essgewohnheiten, verhalte ich mich noch wenig italienisch. Während ich beim Frühstücken noch gar nicht so sehr auffalle, aber eben doch ein wenig, weil ich nur einen cafè trinke, nicht aber Kekse oder ein Hörnchen dazu esse, werde ich bei den anderen Mahlzeiten schon eher verdächtig. Ich halte mich weder an irgendwelche Zeiten, noch esse ich jeden Mittag Pasta (Martina, meine Austauschpartnerin meinte, man isst in Italien zu Mittag immer Pasta, aber irgendwer muss doch auch die vielen belegeten "Semmeln", Toasts...in den vielen bars essen...!?!). Von meinen spanischen Mitbewohnerinnen wurde ich schon des öfteren wegen meiner für sie so früh eingenommenen Abendmahlzeit ausgelacht - wozu man jedoch sagen muss, dass sie für gewöhnlich zwischen 9.30 und 11.00 Abend essen.

P.S.: Ja, ich habe hier doch tatsächlich auch schon eine Tomatensoße mit Pilzen gegessen, ohne die Pilze aus der Tomatensoße auszusortieren. Doch Stop! - das lag ausnahmsweise nicht an der tollen Qualität oder dem besonders schmackhaften Aroma italienischer Pilze, sondern ganz einfach daran, dass wir in der Mensa waren, ich erst später zur "Essgruppe" dazugestoßen bin und daher nicht wusste, was es zu essen gab. Da all meine Vorderleute die leckere Pilzsoße zu ihrer Pasta nehmen wollten, blieb mir letzten Endes auch nichts anderes übrig, als diese zu bestellen. Naja, ich hab überlebt, ein Pilzfan bin ich durch die Mensa Tomaten-Funghi-soße aber auch nicht geworden. Alles knn das italienische Essen dann doch nicht.

Donnerstag, 22. Oktober 2009

Volleyball auf Italienisch oder wie ich mich plötzlich ein wenig wie bei Mila Superstar fühlte

Wie ihr wisst, mache ich gerne Sport und dank meines Heimatdorfes Kleinaitingen, in dem man, wenn man sich als Mädchen sportlich betätigen und nicht in einen anderen Ort fahren will, nach dem Kinderturnen die Wahl zwischen Schützenverein und Volleyballmannschaft hat, spiele ich seit ich klein bin Volleyball - und das nicht ungern.

So wollte ich meine glorreiche Volleyballkarriere natürlich auch in Italien, dem europäischen Land schlechthin für Volleyball, fortsetzen - wer kann schon von sich behaupten, dass er schon in Italien -im Verein!!!- Volleyball gespielt hat, wenn er nicht gerade deutscher Nationalspieler ist?
Ich auf jeden Fall - kann es nicht, das musste ich Montag Abend leider feststellen, als ich beim einzigen Verein, der mir überhaupt die Erlaubnis erteilt hat, bei ihnen mitzumachen, im Training war. Hier meine ganze Leidensgeschichte:

Ich stand also Montag Abend vor dieser Turnhalle, ohne Ahnung, ob ich hier wirklich richtig bin (die Turnhalle war nämlich nicht so einfach als Turnhalle zu erkennen, sondern als gewöhnliches Gebäude gtarnt) und wo ich hin muss (ein eindeutiger Turnhalleneingang war durch die Tarnung nämlich auch nicht ersichtlich). Und zugegebenermaßen hat es mich schon einiges an Überwindung gekostet, überhaupt hierherzukommen. Aber gut, ich war da und halbwegs bereit, mich der Herausforderung, ein italienisches Volleyballtraining zu absolvieren, zu stellen, ohne zu wissen, auf welchen Niveau die Mannschaft wirklich spielt und mit der großen Behinderung der fehlenden Sprachkenntnisse ausgestattet.

Irgendwann kam dann doch ein sportlich bekleidetes Mädel mit dem Bus an, welcher ich schnell folgte, wodurch ich dann immerhin schon mal verloren IN der Halle (statt vor ihr auf der Straße) stand. Also wartete ich in der Halle auf das nächste Mädel - dauerte auch nicht lange. Ich erklärte ihr kurz die Lage und folgte ihr sogleich in die Umkleidekabine, in der bereits reger (Gesprächs)betrieb herrschte. So weit, so gut, dachte ich mir, die erste Hürde ist schon mal gemeistert, die Mädels sind sehr nett und freundlich. Auf meine Anmerkung, dass ich allerdings nicht weiß, ob ich denn gut genug bin, gaben sie mir die Antwort, dass das bestimmt klappt, weil sie nämlich nicht gerade die besten sind. Na dann,konnte es ja los gehen.

Meine positive Grundstimmung wurde allerdings gleich einmal getrübt, als ich beim Verlassen der Kabine bemerkte, dass ich, mal abgesehen von Libero, mindestens einen halben, meist aber einen ganzen Kopf kleiner als alle anderen war und wir nach dem Verlassen der Kabine auch nicht mit dem Training anfingen, sondern erst einmal eine Spielanalayse des ersten Spieltags statt fand- hier wurde ich zum ersten Mal etwas stutzig, denn das bedeutete nicht, dass kurz gesagt wurde, ja mei, gut ham ma net gspielt, aber an Teamgeist ham ma gezeigt und nächstes Mal gewinn ma net nur, sondern dann gewinn ma auch noch gut (solche Sätze sind zwar auch gefallen), sondern das bedeutete, dass beide Trainer (ja, die Mannschaft hat zwei Trainer!!!-noch so ein Punkt, der mich verunsichertete) den extra angefertigten Analysebogen, auf dem die begangenen Fehler und erzielten Punkte aller Spielerinnen sowie prozentuale Auswertungen zu finden waren, besprochen haben.

Naja gut, dachte ich mir dann, vielleicht ist die Mannschaft doch etwas besser, als ich angenommen habe, aber hey, wenn ich mich ganz fest anstrenge, dann schaff ichs schon, eine einigermaßen gute Figur abzugeben... ein wenig Mut musste ich mir ja zusprechen, bevor es dann so richtig los ging.

Zunächst lief eigentlich auch alles so ähnlich ab, wie bei uns: Strechten-laufen-strechten, ein kleines Aufwärmspiel (was ich besonders lustig fand, weil im Italienischen für aufwärmen und heizen dasgleiche Wort benutzt wird), zwei Blockübungen, weil der Block beim Spieltag gar so schlecht war, einspielen. Beim Einspielen angekommen, fühlte ich mich eigentlich ganz gut - klappt doch einigermaßen - das dachte ich aber auch nur solange, bis ich einmal den Ball holen musste und sich dabei die Gelegenheit auftat, die anderen Spielerinnen beim Einspielen zu beobachten...ab diesem Moment dämmerte mir so langsam, dass die wohl besser spielen als ich gedacht hatte und ich hier vielleicht doch eher fehl am Platz bin.

Und was soll ich sagen, so war es dann auch. Beim Einschlagen brachte ich es auf zwei ganz ansehliche Angriffe, einmal hat sogar eine von den anderen Spielerinnen "buono" gesagt, aber im Vergleich zu den Italienerinnen...Mensch Mayer, die konnten schlagen, und jetzt spielen die ja noch eher in einer unteren Liga. Langsam wurde mir etwas mulmig - o je, wie soll ich denn da das gleich folgende Spiel überstehen..?

Zu meinem Glück spielten wir nicht richtig, so dass ich die ganze Zeit auf der 6 stand - dabei aber bei jedem Angriff betend, dass er nicht zu mir kommt. Glücklicherweise kam das dann auch nicht sooft vor, denn der miserable Block der Mädels war gerade noch gut genug, um Bälle in meine Richtung so gut wie immer zu blocken. So konnte ich das Training dann doch noch beenden, ohne mich vollkommen zu blamieren.

Das war sie also, meine Trainingsstunde in einem italienischen Volleyballverein. Mir ist jetzt auch klar, warum Italien Volleyball-Europameister ist und wir Deutschen schon die Qualifikation zu den Olympischen Spielen feiern, als wären wir gerade Weltmeister geworden. Das Training war nicht unbedingt besonders anstrengend, aber technisch konnte ich mit den italienischen Mädels bei Weitem nicht mithalten. Leider kann ich nicht genau sagen, mit welcher unserer Ligen die Serie, in der die Mädels spielen, vergleichbar ist, aber für die Bezirksliga, wohl eher aber Landesliga hätte es bei denen vom Spielerischen her schon gerreicht.

So bleibt es wohl bei meinem Schnuppertag bei einem italienischen Volleyballverein und das halbjährige Praktikum dort muss wohl gestrichen werden. Vereine, die nicht "so" hoch spielen, gibt es in Triestes Zentrum nur zwei - also den, bei dem ich war und einen anderen Verein, der allerdings leider in der gleichen Liga spielt. Beim Unisport wären nur noch Plätze im Anfängerkurs frei gewesen (aber wer weiß, vielleicht wäre das ja doch das richitge Niveau für mich gewesen ;) ) und für die Unimannschaft haben sie Spielerinnen mit Regionalliga-Erfahrung gesucht.

P.S.: Ja, ein wenig kam ich mir übrigens tatsächlich wie bei Mila Superstar vor, was vor allem am ersten Trainer lag, der so ein Trainer wie aus dem Bilderbuch war - im Trainingsanzug, schon ein wenig älter, aber trotzdem sehr sportlich, und natürlich ganz streng. Und wenn man einen Annahmefehler gemacht hat, hat er einem sofort einen Ball zugeworfen, auch wenn man noch auf dem Boden gelegen ist. ...Naja, eigentlich war er doch ganz nett, am Schluss hat er nämlich gemeint, es ist wichtig, dass ich trainiere, weil ich auf alle Fälle besser spielen kann :D Der Abend hatte also auch was Gutes.

Montag, 12. Oktober 2009

Du weißt, du bist (noch) nicht italienisch, wenn...

...du deine Sonnebrille nur dann aufsetzt, wenn dich die Sonne tatsächlich blendet

...man dich nicht schon zwei Stockwerke früher oder nicht noch fünf Stockwerke später an deiner Parfümwolke erriechen kann

...der Bus einfach an deiner Haltestelle vorbei fährt, ohne zu halten, weil du nicht wusstest, dass du dem Busfahrer ein eindeutiges Handzeichen zum Anhalten geben musst

...du an deiner Wunschhaltestelle nicht aussteigen kannst, weil der Busfahrer deine Tür nicht zum Aussteigen öffnet
(von solcherlei Buserfahrungen kann ich selber noch nichts berrichten, da ich wirklich nur die nicht mehr zu Fuß erlaufbaren Strecken fahre, aber ich habe Quellen)

...du überrascht bist, eine halbe Stunde zu früh am Zielort anzukommen, wo doch alle immer von der Unpünktlichkeit und Unzuverlässigkeit italienischer Transportmittel sprechen

...dir der Zugplan hier am Anfang eher willkürlich als geplant erscheint und du einige Zeit brauchst, um das System der kleinen roten Zahlen über den Zugverbindungen zu durchschauen (warum ein Zug beispielsweise nur montags und samstags fährt, erschließt sich mir daraus aber auch nicht)

...dir die Gabe, mit jedem sofort über alles und in unbegerenztem Ausmaß sprechen zu können (und vielleicht zu wollen) nicht von Geburt an gegeben ist

...dich der Verkehr hier auch noch nach zwei Wochen verwirrt und anstrengt (und ich habe schließlich schon in Australien mit Linksverkehr gelebt)

...du die vielen Zebrastreifen hier für Fußgängerüberwege hältst, sie aber in Wirklichkeit nur weiße Streifen zur Verschönerung der Straße sind

...du verwundert bist, dass dann doch mal ein Auto irrtümlicherweise an einem solchen Streifenbodengemälde anhält, um dich über die Straße zu lassen (und es sich auch ausnahmsweise nicht um ein Gefährt mit Wiener odder sonstigem ausländischen Kennzeichen handelt)

...du dich wunderst, warum im Supermarkt viele Menschen mit Plastikhandschuhen anzutreffen sind, bevor du verstehst, dass man hier Gemüse und Obst nicht mit der bloßen Hand anfasst

...du entsetzt bist, dass es hier Dosenbier namens "Bavaria" gibt, welches in Holland produziert wird

...du es komisch findest, dass Meggle seine Produkte mit dem Zusatz "...di bavarese" (also ungefähr "bayeriche/r/s...) versieht, dich dadurch aber auch gleich zu diesen Produkten hingezogen fühlst

...du dich im Supermarkt darüber amusierst, dass grüne Spätzle hier als "gnocchi tirolesi" verkauft werden

...du dich immer und immer wieder daran erfreuen kannst, dass du jetzt jederzeit für wenig Geld Ricotta en masse erwerben kannst

...du entsetzt bist, dass eine Haferflockenpackung hier €2,50 kostet und du dann erstmal aufs Müsli essen verzichtest

...dir dein vertrautes Dr. Oethker- Zeichen hier plötzlich als Cameo entgegenstrahlt

...du beim Gurkenkauf ein komisches Gefühl hast, weil die -dir vertrauten Gurken- als "holländische Gurken" verkauft werden, aber nicht unbedingt aus Holland kommen müssen

...du montag morgens zur Stoßzeit im Supermarkt all die chaotischen, singenden, wild in der Gegend herum fahrenden italienischen Omas (und auch ein paar andere Italiener anderen Alters) gerne gegen geordnete deutsche Verhältnisse eintauschen würdest

...du dir Milch kaufst und zu Hause darüber schmunzelst, dass sie aus der Nähe von Buchloe kommt

...du dich beim Anblick von Mulino Bianco Produkten jedesmal freust, auch wenn diese in wirklich jedem Supermarkt erhältlich sind

...du voller Erstaunen, aber auch mit einer gewissen Freude feststellst, dass es im Spar Supermarkt ungefähr zehn verschiedene bayerische Weißbiersorten zu erwerben gibt

...du dir eine schöne Brotzeit auf deinem Brotzeitbrettl machst

...du das dafür gekaufte und voller Genuss eingeschenkte (Dosen-)Bier wegschütten musst, weil es für deinen verwöhnten Gaumen einfach ungenießbar ist

...die beinahe wertvollsten Objekte in deinem Zimmer zwei aus Bayern importierte Augustiner sind

...du erstaunt bist, dass im ach so katholischen Italien einige Geschäfte und so auch die großen Supermärkte auch sonntags geöffnet sind

...du erstaunt bist, dass Supermärkte hier damit werben, durchgehend ohne Mittagspause geöffnet zu haben

...du erstaunt vor verschlossenen Geschäften stehst, weil eben doch noch viele Geschäfte die für dich ungewohnte Mittagspause einhalten

...du die Öffnungszeiten kleinerer Läden hier (so z.B. des Bäckers um die Ecke) beim besten Willen nicht durchschauen kannst

...du beeindruckt bist, dass es hier mitten im Stadtzentrum einen Laden nur für Milchprodukte gibt

...du nicht glauben kannst, dass es in Triestes Innenstadt erst seit einem Jahr einen H&M gibt

...du zum Frühstück immer noch keine Kekse ist oder in einer "bar" einen Espresso und ein Hörnchen einnimmst

...du voller Stolz zu wissen meinst, dass dieses Hörnchen doch auf Italienisch "cornetto" heißt und dann feststellst, dass hier die meisten doch lieber den französischen Begriff "brioche" verwenden

...es dir immer noch schwer fällt, zu akzeptieren, dass Pasta hier nur ein erster Gang ist

...du dir die Finger beim Gasherd benutzen verbrennst

...du vor deiner Waschmaschine sitzt und vergeblich die Temperaturanzeige suchst

...du dich darüber freust, dass du das Wasser aus dem Hahn ohne Probleme trinken kannst und eigentlich ein nach Chlor richendes für deutsche Mägen unverträgliches Wasser erwartet hast

...dir die Betten ziemlich kurz vorkommen (was sie bei einer Länge von 1,80-1,90m auch sind)

...du deinen Balkon wirklich nur als Balkon nutzt oder nicht wenigstens immer ein bisschen Wäsche draußen hängen hast

...du dein telefonino (Handy) nicht in regelmäßigen Abständen von weniger als drei Stunden benutzt (Hilfe, wie schreibt man die zweite Person Singular von benutzen wirklich???)

...du nur eine kleine hübsche und nicht eine große, für jeden sofort sichtbare glitzernden Uhr trägst

...du von Italienern englisch ausgesprochene Wörter,Sätze oder Namen nicht als englische Wörter, Sätze oder Namen identifizieren oder verstehen kannst

...du es komisch findest, nicht ständig von irgendwelchen Italienern angesprochen zu werden und dich dann daran erinnern musst, dass du ja an keinem Touristenort im Urlaub bist und auch kein T-Shirt mit der Aufschrift "Ich bin keine Italienerin" trägst

...du bei "Psst, Psst"-Rufen doch schmunzeln und an deinen Rimini Urlaub zurück denken musst

...es dich verwirrt, dass beim Fernsehprogramm der Nachmittag als "Erster Nachmittag"und der Abend als "Nachmittag" bezeichnet wird und alle Spielfilme erst gegen 21.15 beginnen

...du dich fragst, was denn wohl Tempore d`amore für ein Fernsehprogramm sei und dann ensetzt feststellst, dass Sturm der Liebe dich bis nach Italien verfolgt

...dir das italienische Fernsehprogramm noch zehnmal schlechter vorkommt, als das deutsche

...du es wirklich abartig findest, wieviele TV-Sendungen es hier auf diesem schlechten Niveau noch gibt, in denen halbnackte Frauen, sprechende Papageien oder als Professor verkleidete Herren die Einschaltquoten steigern sollen

...du nicht so genau weißt, was du denken sollst, wenn die männliche Wetterfee auch schon mal in einer Piloten-ähnlichen Uniform das Wetter präsentiert

...du nicht bereit bist, für ein Shampoo €5 zu bezahlen und ernshaft darüber nachdenkst, für deinen nächsten Drogerieeinkauf in das benachtbarte Slowenien zu fahren, um den dort ansässigen dm aufzusuchen

...du dich darüber wunderst, denn halben Oktober noch im T-Shirt verbringen und am 03.10 auch noch ein Bad im Meer einnehmen zu können

...du durch ein Bad im Meer am 03.10 von Einheimischen sofort als Nicht-Italiener identifizierbar bist

...du während der barcolana mindest zweimal beim kärtnerischen Bäcker anzutreffen bist, um dich mit Vollkornbrot einzudecken oder Brezn zu essen

...Fortsetzung folgt

Sonntag, 11. Oktober 2009

Die Universität oder wie ich an einen italienischen Nerd geriet




L`Università degli Studi di Trieste - so heißt mein Uni hier. Sie ist meiner LMU in München gar nicht so unähnlich(andere Studenten, akademisches Viertel, Dozenten, Nummern ziehen bei der Studentenkanzlei oder dem Erasmusbüro, eine Bibliohtek,eine Mensa und ein Studentenwohnheim,...) und doch gibt es so einige Unterschiede:

Es fängt schon damit an, dass ich hier an einer Art Campus-Uni studiere. Ein Art Campus-Uni, weil die Uni nochmal auf drei verschiedene Plätze in der Stadt verteilt ist: Da ich erst zum Sommersemester an die alte Uni am Südrand des Stadtkerns muss (um dann dort einen Geschichtskurs zu belegen) und ich die Übersetzer- und Dolmetscherschule im Zentrum erst in einer Woche regelmäßig zum Italienischkurs besuchen werde, befinde ich mich bisher immer an der neuen Uni, also auf dem Uni-Campus, oben auf einem Hügel im Nordosten Triestes.

So marschiere ich also Tag für Tag die Anhöhe hinauf, um zum Schluss noch die unzähligen Treppen zum Hauptgebäude zu erklimmern (und aufgrund der hier immer noch vorzufindenden Schwüle gerne auch mal leicht verschwitzt endlich oben anzukommen).

Dort oben finden sich dann neben dem Haupt- auch weitere Lehrgebäude, die Mensa und das Studentenwohnheim, daneben aber auch zwei "bars", also Lokalitäten, in denen man billig einen außergewöhnlich guten cafè (€0,65) trinken oder ein leckeres panino esssen kann. In einer der bars gibt es aber tatsächlich auch Alkohol zu erwerben.

Auch die Hörsäle selbst sehen ein wenig anders aus. In den neueren sitzt der Dozent auf einer Art Anhöhe, es befinden sich auch schon einmal zwei Hörsäle hintereinander(wobei einer davon dann über den Balkon erreicht wird) und die Säle selbst, auch die etwas größeren- erinnern doch eher an Klassenzimmer. In den älteren hingegen...hm, wie soll ich das beschreiben- fühlt man sich in einem Film zurückversetzt, in dem Schüler vor einem strengen Lehrer sitzen, der Matheformeln an die staubige große Tafel schreibt und in dem man zum Antworten aufstehen muss. Kurz um, ein Dozent hat erzählt, dass sich, seit er in den 60ern hier die Uni besucht hat, überhaupt nichts in diesen Hörsälen verändert hat.

Die italienischen Studenten sind während den Kursen meist viel disziplinierter als wir deutschen. So herrscht Totenstille, wenn der Dozent den Raum betritt und es wird auch kaum geschwätzt. Die Kurse selbst verlaufen in einem Vorlesungs-Stil à la der Dozent redet, die Studenten schreiben mit. Am Ende gibt es für gewöhnlich eine mündliche Prüfung.
Bei dieser Prüfung ist es von Bedeutung, ob man ein frequentatore oder non-frequentatore ist, also ob man die Prüfung als jemand ablegt, der den Kurs besucht oder jemand, der ihn nicht besucht hat. Wie das allerdings klassifiziert wird, ist mir noch ein Rätsel, denn Anwesenheitslisten gibt es keine.

Zudem finden die Kurse hier generell auch gleich dreimal pro Woche statt und sind in drei Module unterteilt, das heißt, in drei Abschnitte. Manche Kurse dauern auch nur zwei Module und finden so nur bis Weihnachten statt oder beginnen erst im November.

Ich belege dieses Semester zwei Politikkurse un meinen Italienischkurs. Das hört sich jetzt vielleicht wenig an, aber somit komme ich auch schon auf 18 Wochenstunden. Und gut, eigentlich sollten es auch mal drei Politikkurse werden, aber nachdem ich im dritten gewählten Kurs den Dozenten und seine abstrakten theoretischen Ausschweifungen darüber, was eine Nation ist, nicht wirklich verstehen kann und im "Ersatzkurs" zur Geschichte über Friaul-Julisch-Venetien (also die Region, in der ich hier lebe) nur über den Städteaufbau zur Römerzeit verschiedener Orte hier in der Gegend diskutiert wird, ich unangenehm aufgefallen bin, weil ich eine Frage zu irgendwelchen Kreuzformen weder verstehen noch beantworten konnte und das einzig interessante an diesem Kurs ein Enrique Iglesias- Kommilitone war, habe ich beschlossen, das zwei Kurse völlig ausreichenden sind.

So belege ich also einen Soziologiekurs über Partizipation, der nach dem italienischen Modus abläuft und mich wirklich interessiert (Aleksandra, eine polnische Erasmus-Studentin wäre allerdings bei ihrem bisher einzigen Besuch beinahe eingeschlafen...) und einen Kurs zur EU.

Dieser läuft jedoch etwas anders ab - sehr zu meiner Freude, da ich ihn mir durch seine für Italien außergewöhnlichen Anforderungen in München anerkennen lassen kann, ohne irgendwelche Zusatzleistungen erbringen zu müssen. So schreiben wir am Ende (also schon vor Weihnachten, es handelt sich um einen Kurs mit zwei Modulen) eine schriftliche Klausur. Zudem zählt die Mitarbeit und wir müssen "Hausaufgaben" erledigen. Der Kurs gefällt mir wirklich gut, auch wenn das mit der Mitarbeit für mich etwas schwierig ist, da es sich schon generell nicht einfach gestalltet, auf Italienisch Beiträge zu leisten, die auch einen gewissen Inhalt vorweisen können, dazu sitzen aber auch noch drei weitere deutsche Studenten mit mir in diesem Kurs, die alle drei deutsch-italienische Studien studieren und nahezu perfektes Italienisch sprechen.


In der Mensa gibt es eine Pizza-, einen Pasta- und einen Grillbereich. Zudem hat sie für alle drei Mahlzeiten geöffnet, man kann also sowohl dort frühstücken also auch Abend essen. Wasser gibt es immer umsonst dazu. Das hört sich jetz erstmal wirklich gut an und so schlecht ist das auch gar nicht, solange man nicht auf die Mensa angewiesen ist und -so wie die Wohnheimstudenten, die keine Küchen besitzen - alle drei Mahlzeiten an sieben Tagen in der Woche dort einnehmen muss. Die Pastagerichte basieren zudem meist auf einer dann verfeinerten Tomatensoße und natürlich gibt es in einem gewissen Abstand auch immer wieder die gleichen Gerichte. Doch um ab und zu ein billiges Mahl ohne großen eigenen Aufwand einzunehemen, bietet sich die Mensa durchaus an.

So ist also meine Uni hier und so steige ich Tag für Tag (außer Montag, da hab ich nämlich nur meinen Sprachkurs) den Hügel hinauf. Und ich muss sagen, es gefällt mir doch ganz gut.

P.S.: Die größte Aktraktion der Uni habe ich ja noch gar nicht vorgestellt. Sie heißt Stefano und findet sich in meinem EU-Kurs wieder. Stefanos Lieblingsbeschäftigung ist es, einen anzustarren. Noch lieber macht er das, wenn er sich direkt neben einen setzt und immer näher rückt, dabei vor und zurück oder auch mal zur Seite wippt und ab und zu komische Geräusche von sich gibt. Aber auch wenn Stefano seinen bevorzugten Platz direkt neben einem nicht ergatten kann (weil da z.B. leider schon eine Tasche sitzt) lässt sich Stefano nicht vom Starren abhalten, denn es starrt sich ja auch vom Platz in einer Reihe vor dem Objekt der Stierbegierde gut. Was Stefano noch besonders gut kann, ist auf uns Erasmus Studenten nach dem Kurs zu warten und uns dann zu umkreisen, wenn wir noch auf dem Gang zusammen stehen.

Gabriele, ein anderer italienischer Student hat mir erzählt, dass er jetzt das 5. Jahr mit Stefano zusammen studiert und schon immer so war. Ganz modern, wie Stefano ist, stalkt er die Mädchen seines Kurses inzwischen auch über facebook.
Aber wer weiß, so ein Stefano ist vielleicht gar nicht so typisch italienisch und lässt sich vermutlich auch an einer deutschen Uni finden.

Sonntag, 4. Oktober 2009

Trieste, die zweite oder wie ich die Alpen endgültig überquerte

Wäre es mir nicht so schlecht gegangen, hätte ich mich sicherlich grenzenlos auf diesen Flug gefreut, weil erstens flieg ich total gerne und zweitens gehören zum Fliegen immer Flughäfen dazu und die mag ich noch viel mehr.
Nun ja, mir ging es wie schon erwähnt vor meinem Abflug nicht besonders gut. So erhoffte ich mir wenigstens einen Flieger voller junger hübscher Italiener, die sich auf den Heimweg vom Oktoberfest machten. Aber nix da...kein einizger Italiener dieser Kategorie in meinem Flieger, stattdessen ein (männlicher) Sitznachbar mit langen Haaren, höchst wahrscheinlich Deutscher oder zumindest kein Italiener (und selbst wenn...), da er mit der Stewardess auf Englisch redete.

Also überlegte ich mir, ich nutze den Flug gleich aus, um wenigstens ein wenig Schlaf aufzuholen...doch dann...plötzlich waren sie da, so groß und so schön und so faszinierend, mit Schnee bedeckte Kappen, karge Flächen, die sich mit grünen Tälern abwechselten, hier und da ein einsamer Bergbauernhof.
Die Alpen packten mich mit solch einer Wucht, dass ich gar nicht mehr ans Schlafen denken konnte und wollte.

Warum ich auf einmal so angetan von den Bergen war, weiß ich auch nicht, denn schließlich bin ich schon auf dem Weg nach Spanien über sie geflogen und auch des öfteren im Auto über sie gefahren. Und jetzt, jetzt war es mir unbegreiflich, wie wir dieses Massiv einfach mal so mit einem Auto überqueren können. Ja gut, ich geb ja zu, ich bin leicht zu begeistern (und ja, auch dieses mal fand ich den Piloten, seine Landung und die Tatsache, dass das mit dem Fliegen überhaupt klappt, ganz toll, aber leider wollte wie immer keiner mit mir dem Piloten nach dem Aufsetzen zujubeln), aber Mensch, dass da so tolle Berge vor unserer Haustür sind, das hab ich erst bei meinem Flug hierher vollkommen begriffen.

Kaum hatte ich die Alpen bestaunt, war der Flug auch schon wieder vorbei - ist ja nicht so weit nach Trieste - und eh ich mich versah, lief ich mit meiner italienischen Reisegruppe übers Rollfeld zum Gepäckband. Der freundliche italienische Zollbeamte winkte mich auf der Stelle durch (Prego, Signorina), ich besorgte mir ein Busticket und da ich noch 2 Stunden auf meinen Bus warten musste, vertrieb ich mir die Zeit mit meiner aus München eingeschmuggelten FAZ.

Natürlich versuchte ich mich gleich an die landestypischen Sitten anzupassen und setzte bei der erst besten Möglichkeit, also beim Verlassen des Flughafengebäudes, meine Sonnenbrille auf. So ganz geklappt hat das allerdings noch nicht mit dem Anpassen, denn als waschechte Italienerin hätte ich die Brille nämlich schon spätestens beim Verlassen des Flugzeuges aufziehen müssen oder während des Fluges erst gar nicht ausziehen dürfen. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden.

Die Busfahrt selbst war ein großes Vergnügen, da wir sogleich durch Monfalcone, unsere Schüleraustausch-Partnerstadt- fuhren und ich beim Anblick des Liceo Michelangelo Buonarotti in alte Erinnerungen schwelgen konnte (gut, so viele waren dann auch nicht mehr übrig und eigentlich kämpfte ich auch eher mit dem Schlaf).

In Trieste angekommen - übrigens bei bestem Wetter (25°) - verfiel ich in einen unendlichen Tatendrang, so dass ich,nachdem mein übergewichtiger Koffer und ich den Weg vom Busbahnhof in die Wohnung im 6.Stock geschafft hatten, gleich auspackte, Lebensmittel einkaufte, mein Zimmer weiter gestaltete und im Internet surfte.

Um 8 Uhr war es aber dann doch so weit: Ich legte mich aus Versehen aufs Bett und schlief sofort ein -und mit einer zweistündigen Unterbrechung, in der ich mir Titanic auf Italienisch gab - auch bestens durch.

P.S.: Wusstet ihr, dass die Alpen 1200km lang sind,dass in Österreich die Hälfte aller Einwohner in den Alpen wohnt, dass der friaulische Dialekt hier eine der wenigen alpinen Kleinsprachen ist, die überlebt hat und dass es ganze 61 4000er in dieser Gebirgskette gibt? Toll, oder?

Übrigens, in einem Kommentar der SZ wird ganz nach meinem Geschmack und gegen alle Knigge-Empfehlungen dazu aufgefordert, mehr zu klatschen....Vielleicht klappts ja beim nächsten mal!
(http://www.sueddeutsche.de/reise/708/412479/text/)

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Meine letzte Woche in der Heimat oder wie ich München Pfia Di sagen musste

In meiner letzten Woche zu Hause im schönen Bayern stand noch so aller Hand auf dem Programm:
Volleyball spielen (in Bobingen beim Büble Cup - leider sind wir wieder nur zweiter geworden und können noch nicht mal den Sekt, den wir vorher zu meinem Abschied getrunken haben, als Ausrede für unsere miserable Leistung im Finale benutzen),

Frisör Termin (ja, ich hab die Haare schön)

Wiesn-Besuch (oh, war das schön, im Dirndl Bier trinken und Auszogne essen)

ein letztes Mal arbeiten (ja, ich werd meine Kollegen und den Markus, meinen Chef ganz besonders, schon a bisserl vermissen)

den Münchner Touristen erklären, dass sie jetzt auch ohne mich in der Stadt zurecht kommen müssen (und uff, das war wirklich nicht ganz einfach, ganze drei Mal musste ich ins Zentrum fahren, um es ihnen schonend beizubringen...und dann auch noch zur Wiesn-Zeit)

meine Abschiedsparty (die war wirklich ganz spitze!!! Danke, danke an alle, die da waren! Dabei grüße ich an dieser Stelle nochmal ganz besonders meine Apothekerin des Vertrauens, Frau Elisabeth K., meine Lieblingskundin, Frau Stefanie K. (ich hoffe, ich konnte ihrer Berta beim Ohrenweh weiter helfen), Spieler-Prinzessin Juli F. und ihren Profi-Fußball-Gatten Sebstian B., Frau Lehrerin Manuela M., die Elite-Gruppe, unter ihnen die einfach nur reiche Juliane B. samt Mediziner-Gatten und Chef-Manager Johannes L. sowie natürlich auch alle sonstigen Rechtsanwälte und Sportler, die zu Gast waren.
Ganz besonders großer Dank gilt natürlich der Fußballkommentator-Legende Tilman M., die extra für diesen einen speziellen, glamourösen Abend - und exklusiv nur für diesen - die Pressearbeit übernommen hat.
Gezeichnet, ihre Tierärztin von der Stiftung für Vögel, die während des Flugs ihr Bein verlieren, Regina K.)

und schließlich sollte ja auch noch gepackt werden.

So kam es dann auch, dass ich mangels Kleidung meinen letzten Tag in Deutschland im Dirndl verbrachte (naja, immerhin bin ich damit kurz am Rande des völlig überfüllten Oktoberfestes umhergeirrt, um unsere Polen und Rumänen zu suchen :>)
und mangels Zeit in den letzten drei Nächten nur jeweils drei bis vier Stunden geschlafen hatte.

Am Morgen meines endgültigen Abreisetages (übrigens war das am Sonntag, den 27.09.09) fühlte ich mich daher ganz elendig. Aber da ich ja schon groß und artig und auch stark bin, habe ich es nach der Verabschiedung von meiner Familie zu Hause mit Hilfe meiner berühmt berüchtigten Schwester und in ihrem schneidigen schwaren Flitzer doch noch an den Münchner Flughafen geschafft.

Dort angekommen, stärkten wir uns oder besser gesagt wohl eher ich mich mit einer Abschiedsbreze und einem Starbucks-Milchkaffee (welcher zum Glück keine Selbstmordtendenzen zeigte, aber schließlich durfte er ja auch in München bleiben), bevor ich dann schließlich ganz Pfia di sagte und zu meinem gate ging, um den Flieger nach Italien zu besteigen.

P.S.: München, du wirst mir scho gscheid fehlen, des sag i dir glei!

Mittwoch, 30. September 2009

Trieste, die Ertse oder wie ich plötzlich tatsächlich vom 6.Stock war (Teil 2)

Nun gut, nach unserer aufregenden Fahrt durch Trieste (und an dieser Stelle möchte ich Dir, liebe Steffi, noch einmal ein ganz großes Kompliment aussprechen, du hast das einfach wunderbar gemacht :) ) gingen wir - typisch deutsch - (über)pünktlich zu unserem Treffpunkt vor der Wohnung.

Für alle, die es nicht wissen, ich habe schon bevor ich nach Trieste bin, ein Zimmer in einer 4er WG angemietet, von der ich vorher nur ein paar Fotos mit Oma-Möbeln drauf gesehen habe und nur wusste, dass sie im 6. Stock liegt (Gruß an meinen Papa ;>)und dass neben mir eventuell 2 Spanierinnen und eine Italienerin einziehen werden.

Warum ich das gemacht habe?Hmm, wahrscheinlich, um sicher ein Dach über dem Kopf zu haben, wenn ich nach Trieste komme (denn als Erasmus-Student ein Zimmer zu finden, ist sicherlich nicht so einfach wie Trampolin hüpfen, das kann ich sowohl durch meine eigene Zimmersuche als auch durch die Untermietersuche in München sagen - ich möchte nur an Camille, die Französin erinnern, die in unserer WG-Küche saß, kaum Deutsch und noch weniger Englisch sprach und mir nach fünf-maliger Nachfrage, wann sie denn nach München gekommen sei (Toulouse-München???) antwortete: "Isch habe gelernt Deutsch bei die Gümnasiium". O là, là.)

Zum anderen ist die Lage der Wohnung einfach perfekt, ich kann sowohl zur Uni, als auch ins Zentrum und zum Bahnhof bequem zu Fuß laufen.

Jetzt im Nachinein kann ich zweierlei sagen:
1. Es stimmt, ich hätte wirklich einfach so nach Trieste fahren und mir vor Ort ein Zimmer suchen können. Nicht nur auf dem gesamten Uni-Campus, sondern auch in der Stadt in vielen Häusern selbst hängen Zimmer-Angebote. Allerdings hätte ich mir dann auch den Lieferservice und zwei lustige, schöne Tage mit meiner Schwester in Italien entgehen lassen müssen.

2. Mein Sprung ins kalte Wasser hat sich gelohnt. Das kann ich jetzt sagen, wo ich weiß, wie toll die Wohnung eigentlich ist und dass ich mir so etwas in München niemals leisten könnte.

Dabei muss ich zugeben, dass der erste Eindruck nicht ganz so positiv war. Nein, negativ war er auch nicht, aber wie soll ich sagen, bei der Wohnungsübergabe haben wir schnell wieder gemerkt, dass wir eben doch (noch) ziemlich deutsch sind. Warum? Nun ja, die Wohnung war nicht ganz sauber und auch etwas chaotisch, sprich, so wäre eine Wohnung in Deutschland (oder zumindest in Bayern ;>)nie übergeben worden.

Nachdem wir aber einige Verschönerungsarbeiten und eine lange Putzschicht eingelegt und dazu auch noch alle technischen Probleme (wie bekommen wir Wasser? Und wie wird das Wasser auch noch warm?...nochmal DANKE Steffi :)Ich hoff, du weißt inzwischen, wie dankbar ich dir bin, dass du dabei warst) überwunden haben, fanden wir die Wohnung - auch gerade wegen der Oma-Möbel-eigentlich richtig toll. Dazu trug natürlich die Dachterasse auch einen großen Teil bei. Dachterasse? Oh, habe ich noch gar nicht erwähnt, dass zur Wohnung auch eine Dachterasse gehört, von der man aus sogar das Meer sehen kann? Jaja, ihr könnt gleich mal einen Blick drauf werfen und jetzt neidisch sein:










Nachdem wir also so fleißig waren und uns schon bei der Abfahr in Spittal (genau, bei Villach) überlegt hatten, noch kurz bei McDonalds anzuhalten (dies aber nicht getan hatten, weil "Halten wir halt beim nächsten auf der Fahrt", dieser nächste McDonalds aber nie kam...), mussten wir nun schnellst möglich etwas essen, um unseren Hunger zu besiegen.

Ja, denkt ihr jetzt sicherlich gleich. "Oh, Italien, da essen die bestimmt sofort eine Pizza, ist ja klar." Jaaa, so haben wir eigentlich auch gedacht, nur nachdem es draußen regente, wir keinen Plan hatten, wo wir hingehen sollten und mein Nachbar Lidl heißt, haben wir uns dann dazu entschlossen, dem werten Herrn Nachbarn einen Antrittsbesuch abzustatten und selbst zu kochen. Blöd nur, dass meine Gasherd-Erfahrung gegen Null geht und wir zwar eine Flamme entfachen, sich jedoch nicht anbehalten konnten.

Nach einem erneuten Besuch bei Herrn Lidl, der uns freundlicherweise mit Feuerzeugen aushalf, einer Wort-für-Wort Übersetzung der Bedienungsanleitung, dem Entschluss, dass wir den Gasofen eh niemals benutzen wollen (Gruß an Steffi) und einem vollkommen verbrannten Daumen meinerseits, sind wir dem Hungertod dann doch noch gerade so entkommen und ich kann mit Stolz sagen, dass ich nun auch einen Gasherd problemlos bedienen kann.
Wie glücklich uns das Essen machte, seht ihr hier:


P.S.: Was es mit dem "vom 6.Stock sein" auf sich hat? Den Spruch kennen meine Schwestern, meine Mama und ich in und auswendig, da wir ihn uns jedes mal von unserem Papa anhören müssen, wenn wir etwas nicht seinen Ansprüchen genügend über die Landwirtschaft wissen. Tja, jetz bin ich also tatsächlich vom 6. Stock und kann meine Papa sogar zeigen, wie es da so ausschaut, nämlich so:


mein Zimmer Die Aussicht Die Küche

Dienstag, 29. September 2009

Trieste, die Erste oder wie wir lernten, dass Parkhaus auf Italienisch Garage heißt (Teil 1)

Ja, zugegeben, eigentlich war ich ja schon zweimal in Trieste, aber das erste Mal wegen der ganzen Erasmus Geschichte war ich vor genau zwei Wochen hier.

Zum Glück habe ich eine große Schwester, die sich nicht zweimal bitten lässt, mich mit samt meinem Gepäck nach Italien zu chauffieren, so dass ich sogar Dinge, wie meinen Fernseher (ja,ja, sehr wichtig für mich) oder meine eigene Bettdecke (was sich als äußerst sinnvoll erwiesen hat, weil ich alternativ einfach mal gar keine gehabt hätte) mitnehmen konnte.

Nun gut, der Tag der Abreise gen Italien (ja, der musste jetzt einfach mal sein)war also gekommen, fing aber alles andere al gut an. Ich sollte mit dem Zug nach Villach - genauer Spittal bei Villach- riesen, um dort meine Schwester - übrigens die, die Steffi heißt und sich die Tage zuvor bei ihrer Freundin in den kärtnerischen Bergen herum trieb - treffen sollte.

Ich befand mich also daher früh morgens am Münchner Bahnhof, stattete mich mit einem Rischart Philadelphia Kringel und einem extra großen Strabucks Milchkaffe aus und bestieg bester Laune den Zug nach Österreich. Leider entschloss sich mein überdimensionaler Kaffeebecher schon bald nach der Abfahrt, den Freitod zu wählen und stürzte sich daher auf den Boden, um mit seinem Inhalt das gesamte Zugabteil zu fluten, so dass ich - nett wie ich bin freiwillig und ganz für umsont - die Leichenspuren eigenhändig beseitigte und den Boden des österreichischen Zuges blitzeblank putze.

Nach dieser überaus peinlichen Aktion beschloss ich, in meiner kaffegetränkten Hose ein längeres Nickerchen zu halten, um nicht noch mehr Unfug anzustellen.

In Villach - oder genauer Spittal - angekommen, ging es dann per Auto weiter Richtung Trieste - natürlich ohne Regenschirm (es regnete natürlich in Strömen), Toilettenpapier und Warnwesten. Alles Dinge, an die ich eigentlich noch vor meiner Abreise denken wollte. Hmm, der Tag konnte also nur besser werden.

Endlich in Trieste angekommen, ging die große Parkplatzsuche los. Dazu muss man wissen, dass es in dieser Stadt kaum freie Parkplätze, geschweige denn Parkplätze, auf denen man dann auch einfach so ohne irgendwelche Ausweise parken darf, gibt. Zum Glück fanden wir bereits auf unserer ersten Runde durch Trieste ein Parkhaus. Erste Runde? Richtig, wir entschlossen uns zu einer zweiten Tour durch die Stadt, denn das nächste Problem, vor dem wir staden, war, wie wir wieder zum Parkhaus zurück kommen, denn Trieste besteht zu einem Großteil aus - EINBAHNSTRAßEN.

Mit diesem Glück gesegnet fuhren wir also noch eine Runde durch die Stadt, dieses Mal aber so richtig durchs Zentrum, hinter, neben und vor uns fahrwütige Italiener und wir ohne einen wirklichen Orientierungssinn, denn unsere NAVI-Dame Uschi hatte sich inzwischen zu einer landestypischen Siesta entschlossen und sagte daher einfach mal gar nichts mehr.

Nach dieser lustigen Fahrt kamen wir dann doch wieder an besagtem Parkhaus an,waren erst einmal froh, das Auto (auch noch vermeintlich sicher) abgestellt zu haben und scherten uns zunächst wenig, wie viel uns der ganze Spaß kosten sollte.... Eigentlich blieb uns ja auch gar nichts anderes übrig. :)

P.S.: Schlau, wie wir sind, haben wir uns gedacht, wir könnten doch den Mann, der die Wohnungsübergabe machte, gleich mal fragen, ob es denn möglich ist, das Auto für die nächsten drei Tage im Parkhaus stehen zu lassen. Dabei kam es allerdings zu einigen Verständigungschwierigkeiten, denn ich fragte nach einem "parcheggio", also Parkplatz, das Parkhaus heißt aber in Italien "Garage". Sachen gibt`s. Aber eigentlich egal, hautpsache das mit dem Parken hat geklappt. :)

Donnerstag, 24. September 2009

Wie alles anfing oder warum ich plötzlich statt in Edwin van der Sar in Italien verliebt war!

Ja, ich mochte Sprachen schon immer, genauso wie den FC Bayern. So kam es, dass ich Anfang der 90er keines der Duelle zwischen den Bayern und Ajax Amsterdam (dem Verein schlechthin damals) verpasste. Der Torwart von Ajax Amsterdam war zu dieser Zeit ein großer schlacksiger Holländer mit Segelohren namens Edwin van der Sar.

Beeindruckt von den Segelohren (ja, mir gefallen Segelohren tatsächlich!) und dem hübschen Namen kam mir die Idee, ich könnte diesen holländischen Torwart mit den abstehenden Ohren doch heiraten, da es -nach meiner damaligen Logik- bestimmt nicht so viele Frauen gibt, die einen Schlacks mit Segelohren heiraten wollen. So beschloss ich also möglichst bald niederländisch zu lernen, um mit meinem zukünftigen ehemann auch kommunizieren zu können. Wie sich jeder denken kann, funktionierte mein raffinierter Plan nicht ganz - und das lag höchst wahrscheinlich auch nicht daran, dass ich niemals nie ein Wort niederländisch gelernt habe.

Doch meine Sprach- und Auslandsbegeisterung blieb mir erhalten, so dass schnell ein neues Objekt der Begierde den holländischen Platz einnehmen musste und es wurde - Italien.
Zwar waren meine ersten Erfahrungen mit Bella Italia weniger bella (ich war vier, im Familienurlaub in Südtirol, wurde krank und die einzige Erinnerung, die ich noch habe, ist, dass meine Mama mich gefragt hat, ob ich zu einem italienischen oder deutschen Arzt will), doch zwei weitere Reisen über den Brenner genügten, um mich mit Pizza und Gelati sowie Meer und Strand um den Finger zu wickeln. Ein gewisser Eros Ramazotti trug sein Übriges hinzu und so war Edwin van der Sar schon bald vergessen, während ich in der Schule im Wahlkurs Italienisch saß und bald darauf zu den Pionieren unserer Schule in Sachen spät beginnende Fremdsprache Italienisch gehörte.

Seither bin ich Italien treu. Selbst mein kleines Intermezzo mit Norwegen konnte meinem innigen Verhältnis zu Italien nichts anhaben, so dass ich mich jetzt, nach unzähligen Urlaubsaufenthalten, zweifacher Teilnahme am Schüleraustausch und einem extra für mich ausgelieferten freundlichen Überzeugungsgeschenk seitens der Italiener (ja, ihr ahnt richtig, Luca Toni spielt nur meinetwegen beim FC Bayern) in nun mehr 2 1/2 Tagen auf den Weg mache, um ein Jahr im Belpaese Italien, genauer in Trieste, zu studieren.


(P.S.: Falls das mit Italien und mir doch noch in die Hose gehen sollte, Plan B steht bereits: Da es ja im Moment um die Torwartposition des FC Bayern nicht so gut bestellt ist und Manchester United, der aktuelle Verein von Edwin van der Sar, wohl in Zukunft eher auf den englischen Talenttorwart Ben Foster setzen wird, könnte man sich ja an der Säbenerstraße mal Gedanken über eine Verplfichtung eines gewissen holländischen Torwarts machen...Traumhochzeit dann natürlich nicht ausgeschlossen ;)