Donnerstag, 22. Oktober 2009

Volleyball auf Italienisch oder wie ich mich plötzlich ein wenig wie bei Mila Superstar fühlte

Wie ihr wisst, mache ich gerne Sport und dank meines Heimatdorfes Kleinaitingen, in dem man, wenn man sich als Mädchen sportlich betätigen und nicht in einen anderen Ort fahren will, nach dem Kinderturnen die Wahl zwischen Schützenverein und Volleyballmannschaft hat, spiele ich seit ich klein bin Volleyball - und das nicht ungern.

So wollte ich meine glorreiche Volleyballkarriere natürlich auch in Italien, dem europäischen Land schlechthin für Volleyball, fortsetzen - wer kann schon von sich behaupten, dass er schon in Italien -im Verein!!!- Volleyball gespielt hat, wenn er nicht gerade deutscher Nationalspieler ist?
Ich auf jeden Fall - kann es nicht, das musste ich Montag Abend leider feststellen, als ich beim einzigen Verein, der mir überhaupt die Erlaubnis erteilt hat, bei ihnen mitzumachen, im Training war. Hier meine ganze Leidensgeschichte:

Ich stand also Montag Abend vor dieser Turnhalle, ohne Ahnung, ob ich hier wirklich richtig bin (die Turnhalle war nämlich nicht so einfach als Turnhalle zu erkennen, sondern als gewöhnliches Gebäude gtarnt) und wo ich hin muss (ein eindeutiger Turnhalleneingang war durch die Tarnung nämlich auch nicht ersichtlich). Und zugegebenermaßen hat es mich schon einiges an Überwindung gekostet, überhaupt hierherzukommen. Aber gut, ich war da und halbwegs bereit, mich der Herausforderung, ein italienisches Volleyballtraining zu absolvieren, zu stellen, ohne zu wissen, auf welchen Niveau die Mannschaft wirklich spielt und mit der großen Behinderung der fehlenden Sprachkenntnisse ausgestattet.

Irgendwann kam dann doch ein sportlich bekleidetes Mädel mit dem Bus an, welcher ich schnell folgte, wodurch ich dann immerhin schon mal verloren IN der Halle (statt vor ihr auf der Straße) stand. Also wartete ich in der Halle auf das nächste Mädel - dauerte auch nicht lange. Ich erklärte ihr kurz die Lage und folgte ihr sogleich in die Umkleidekabine, in der bereits reger (Gesprächs)betrieb herrschte. So weit, so gut, dachte ich mir, die erste Hürde ist schon mal gemeistert, die Mädels sind sehr nett und freundlich. Auf meine Anmerkung, dass ich allerdings nicht weiß, ob ich denn gut genug bin, gaben sie mir die Antwort, dass das bestimmt klappt, weil sie nämlich nicht gerade die besten sind. Na dann,konnte es ja los gehen.

Meine positive Grundstimmung wurde allerdings gleich einmal getrübt, als ich beim Verlassen der Kabine bemerkte, dass ich, mal abgesehen von Libero, mindestens einen halben, meist aber einen ganzen Kopf kleiner als alle anderen war und wir nach dem Verlassen der Kabine auch nicht mit dem Training anfingen, sondern erst einmal eine Spielanalayse des ersten Spieltags statt fand- hier wurde ich zum ersten Mal etwas stutzig, denn das bedeutete nicht, dass kurz gesagt wurde, ja mei, gut ham ma net gspielt, aber an Teamgeist ham ma gezeigt und nächstes Mal gewinn ma net nur, sondern dann gewinn ma auch noch gut (solche Sätze sind zwar auch gefallen), sondern das bedeutete, dass beide Trainer (ja, die Mannschaft hat zwei Trainer!!!-noch so ein Punkt, der mich verunsichertete) den extra angefertigten Analysebogen, auf dem die begangenen Fehler und erzielten Punkte aller Spielerinnen sowie prozentuale Auswertungen zu finden waren, besprochen haben.

Naja gut, dachte ich mir dann, vielleicht ist die Mannschaft doch etwas besser, als ich angenommen habe, aber hey, wenn ich mich ganz fest anstrenge, dann schaff ichs schon, eine einigermaßen gute Figur abzugeben... ein wenig Mut musste ich mir ja zusprechen, bevor es dann so richtig los ging.

Zunächst lief eigentlich auch alles so ähnlich ab, wie bei uns: Strechten-laufen-strechten, ein kleines Aufwärmspiel (was ich besonders lustig fand, weil im Italienischen für aufwärmen und heizen dasgleiche Wort benutzt wird), zwei Blockübungen, weil der Block beim Spieltag gar so schlecht war, einspielen. Beim Einspielen angekommen, fühlte ich mich eigentlich ganz gut - klappt doch einigermaßen - das dachte ich aber auch nur solange, bis ich einmal den Ball holen musste und sich dabei die Gelegenheit auftat, die anderen Spielerinnen beim Einspielen zu beobachten...ab diesem Moment dämmerte mir so langsam, dass die wohl besser spielen als ich gedacht hatte und ich hier vielleicht doch eher fehl am Platz bin.

Und was soll ich sagen, so war es dann auch. Beim Einschlagen brachte ich es auf zwei ganz ansehliche Angriffe, einmal hat sogar eine von den anderen Spielerinnen "buono" gesagt, aber im Vergleich zu den Italienerinnen...Mensch Mayer, die konnten schlagen, und jetzt spielen die ja noch eher in einer unteren Liga. Langsam wurde mir etwas mulmig - o je, wie soll ich denn da das gleich folgende Spiel überstehen..?

Zu meinem Glück spielten wir nicht richtig, so dass ich die ganze Zeit auf der 6 stand - dabei aber bei jedem Angriff betend, dass er nicht zu mir kommt. Glücklicherweise kam das dann auch nicht sooft vor, denn der miserable Block der Mädels war gerade noch gut genug, um Bälle in meine Richtung so gut wie immer zu blocken. So konnte ich das Training dann doch noch beenden, ohne mich vollkommen zu blamieren.

Das war sie also, meine Trainingsstunde in einem italienischen Volleyballverein. Mir ist jetzt auch klar, warum Italien Volleyball-Europameister ist und wir Deutschen schon die Qualifikation zu den Olympischen Spielen feiern, als wären wir gerade Weltmeister geworden. Das Training war nicht unbedingt besonders anstrengend, aber technisch konnte ich mit den italienischen Mädels bei Weitem nicht mithalten. Leider kann ich nicht genau sagen, mit welcher unserer Ligen die Serie, in der die Mädels spielen, vergleichbar ist, aber für die Bezirksliga, wohl eher aber Landesliga hätte es bei denen vom Spielerischen her schon gerreicht.

So bleibt es wohl bei meinem Schnuppertag bei einem italienischen Volleyballverein und das halbjährige Praktikum dort muss wohl gestrichen werden. Vereine, die nicht "so" hoch spielen, gibt es in Triestes Zentrum nur zwei - also den, bei dem ich war und einen anderen Verein, der allerdings leider in der gleichen Liga spielt. Beim Unisport wären nur noch Plätze im Anfängerkurs frei gewesen (aber wer weiß, vielleicht wäre das ja doch das richitge Niveau für mich gewesen ;) ) und für die Unimannschaft haben sie Spielerinnen mit Regionalliga-Erfahrung gesucht.

P.S.: Ja, ein wenig kam ich mir übrigens tatsächlich wie bei Mila Superstar vor, was vor allem am ersten Trainer lag, der so ein Trainer wie aus dem Bilderbuch war - im Trainingsanzug, schon ein wenig älter, aber trotzdem sehr sportlich, und natürlich ganz streng. Und wenn man einen Annahmefehler gemacht hat, hat er einem sofort einen Ball zugeworfen, auch wenn man noch auf dem Boden gelegen ist. ...Naja, eigentlich war er doch ganz nett, am Schluss hat er nämlich gemeint, es ist wichtig, dass ich trainiere, weil ich auf alle Fälle besser spielen kann :D Der Abend hatte also auch was Gutes.

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