Sonntag, 4. Oktober 2009

Trieste, die zweite oder wie ich die Alpen endgültig überquerte

Wäre es mir nicht so schlecht gegangen, hätte ich mich sicherlich grenzenlos auf diesen Flug gefreut, weil erstens flieg ich total gerne und zweitens gehören zum Fliegen immer Flughäfen dazu und die mag ich noch viel mehr.
Nun ja, mir ging es wie schon erwähnt vor meinem Abflug nicht besonders gut. So erhoffte ich mir wenigstens einen Flieger voller junger hübscher Italiener, die sich auf den Heimweg vom Oktoberfest machten. Aber nix da...kein einizger Italiener dieser Kategorie in meinem Flieger, stattdessen ein (männlicher) Sitznachbar mit langen Haaren, höchst wahrscheinlich Deutscher oder zumindest kein Italiener (und selbst wenn...), da er mit der Stewardess auf Englisch redete.

Also überlegte ich mir, ich nutze den Flug gleich aus, um wenigstens ein wenig Schlaf aufzuholen...doch dann...plötzlich waren sie da, so groß und so schön und so faszinierend, mit Schnee bedeckte Kappen, karge Flächen, die sich mit grünen Tälern abwechselten, hier und da ein einsamer Bergbauernhof.
Die Alpen packten mich mit solch einer Wucht, dass ich gar nicht mehr ans Schlafen denken konnte und wollte.

Warum ich auf einmal so angetan von den Bergen war, weiß ich auch nicht, denn schließlich bin ich schon auf dem Weg nach Spanien über sie geflogen und auch des öfteren im Auto über sie gefahren. Und jetzt, jetzt war es mir unbegreiflich, wie wir dieses Massiv einfach mal so mit einem Auto überqueren können. Ja gut, ich geb ja zu, ich bin leicht zu begeistern (und ja, auch dieses mal fand ich den Piloten, seine Landung und die Tatsache, dass das mit dem Fliegen überhaupt klappt, ganz toll, aber leider wollte wie immer keiner mit mir dem Piloten nach dem Aufsetzen zujubeln), aber Mensch, dass da so tolle Berge vor unserer Haustür sind, das hab ich erst bei meinem Flug hierher vollkommen begriffen.

Kaum hatte ich die Alpen bestaunt, war der Flug auch schon wieder vorbei - ist ja nicht so weit nach Trieste - und eh ich mich versah, lief ich mit meiner italienischen Reisegruppe übers Rollfeld zum Gepäckband. Der freundliche italienische Zollbeamte winkte mich auf der Stelle durch (Prego, Signorina), ich besorgte mir ein Busticket und da ich noch 2 Stunden auf meinen Bus warten musste, vertrieb ich mir die Zeit mit meiner aus München eingeschmuggelten FAZ.

Natürlich versuchte ich mich gleich an die landestypischen Sitten anzupassen und setzte bei der erst besten Möglichkeit, also beim Verlassen des Flughafengebäudes, meine Sonnenbrille auf. So ganz geklappt hat das allerdings noch nicht mit dem Anpassen, denn als waschechte Italienerin hätte ich die Brille nämlich schon spätestens beim Verlassen des Flugzeuges aufziehen müssen oder während des Fluges erst gar nicht ausziehen dürfen. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden.

Die Busfahrt selbst war ein großes Vergnügen, da wir sogleich durch Monfalcone, unsere Schüleraustausch-Partnerstadt- fuhren und ich beim Anblick des Liceo Michelangelo Buonarotti in alte Erinnerungen schwelgen konnte (gut, so viele waren dann auch nicht mehr übrig und eigentlich kämpfte ich auch eher mit dem Schlaf).

In Trieste angekommen - übrigens bei bestem Wetter (25°) - verfiel ich in einen unendlichen Tatendrang, so dass ich,nachdem mein übergewichtiger Koffer und ich den Weg vom Busbahnhof in die Wohnung im 6.Stock geschafft hatten, gleich auspackte, Lebensmittel einkaufte, mein Zimmer weiter gestaltete und im Internet surfte.

Um 8 Uhr war es aber dann doch so weit: Ich legte mich aus Versehen aufs Bett und schlief sofort ein -und mit einer zweistündigen Unterbrechung, in der ich mir Titanic auf Italienisch gab - auch bestens durch.

P.S.: Wusstet ihr, dass die Alpen 1200km lang sind,dass in Österreich die Hälfte aller Einwohner in den Alpen wohnt, dass der friaulische Dialekt hier eine der wenigen alpinen Kleinsprachen ist, die überlebt hat und dass es ganze 61 4000er in dieser Gebirgskette gibt? Toll, oder?

Übrigens, in einem Kommentar der SZ wird ganz nach meinem Geschmack und gegen alle Knigge-Empfehlungen dazu aufgefordert, mehr zu klatschen....Vielleicht klappts ja beim nächsten mal!
(http://www.sueddeutsche.de/reise/708/412479/text/)

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