Mitte November wurde die "didaktische Aktivität" in den Politikwissenschaften hier in Trieste unterbrochen, um Examen abzuhalten. Wer da welche Examen abhielt und wer die ablegen musste, war mir eigentlich relativ egal, ich jedenfalls nicht. Und was macht man, wenn man eine Woche keine Uni, sondern frei hat? Richtig, man schwänzt den Italienischkurs und unternimmt eine Reise.
Meine Reiseroute lautete daher: Trieste-Venedig-Verona-Brenner-Innsbruck (längerer Aufenthalt)-München-Freising (Aufenthalt, unplanmäßig verlängert)-Kleinaitingen (längerer Aufenthalt mit Ausflügen nach Augsburg und zum Volleyballspieltag in Friedberg)-Landsberg-München (für Kurzaufenthalte)-Venedig-Trieste. Es kann also losgehen, meine Damen und Herren bitte anschnallen, Rettungswesten befinden sich unter dem Sitz.
Weil ich das mit dieser Unterbrechung der didaktischen Aktivität schon relativ früh mitbekam, seit Neuestem eine studierende Freundin in Innsbruck habe, zudem genau ein Volleyballspiel in dieser Woche anstand und ich dann auch noch mit einer großen Portion Glück ein Super-Spar-Ticket für den Nachtzug München-Venedig fand (€ 23!!!), beschloss ich, die studierende Freundin in Innsbruck zu besuchen, dann mit einem kleinen Umweg über Freising (Schwester besuchen) nach Hause nach Kleinaitingen zu reisen, dort ein Volleyballspiel zu absolvieren, um dann schließlich mit meinem Super-Spar-Ticket nach Italien zurückzukehren.
Für den Hinweg nach Innsbruck gab es leider kein so tolles Super-Spar-Ticket bzw. eigentlich bietet auch die italienische Bahn günstige Tickets an, da ich aber schon vorher alles mögliche durchgerechnet hatte und mir das italienische Sparangebot zu teuer war, entschied ich mich statt mit dem Zug von Venedig direkt nach Innsbruck durchzufahren, lieber auf die Regionalzüge von Trenitalia zu setzen, zusätzlich zweimal umzusteigen und dadurch ganze €15 zu sparen. Ja mei,ge, ich bin halt doch a kleiner Schwabe...
Aber gut, das mit dem Umsteigen machte gar nix, das klappte nämlich ausgesprochen gut und Zeit hatte ich ja auch, so dass ich ruhig mal ein wenig durch Italien bummeln und mir die Gegend anschauen konnte...Und ja, ihr ahnt schon richtig, da war doch was mit diesen Alpen...
Während ich die Fahrten von Trieste nach Venedig und von Venedig nach Verona mit Schlafen verbracht hatte, vertrieb ich mir die Zeit auf dem Weg von Verona zum Brenner damit, aus dem Fenster zu schauen und all das, was ich da draußen sah, immer toller zu finden, denn Stück für Stück kamen wir Südtirol näher und drangen schließlich immer weiter in Südtirol ein - was gleichzeitig bedeutete, dass es immer mehr Berge zu sehen gab und diese samt ihren weißen Gipfeln immer näher kamen.
Bozen, Klausen, Brixen, Franzensfeste, Sterzing.... draußen war es grau, es regnete ab und an und es wurde auch schon langsam dunkel -aber mir gefiel die Gegend so gut, dass ich nicht aufhören konnte, nach draußen zu blicken und mich zu freuen. Und warum ich die Alpen gerade jetzt plötzlich so toll finde und warum genau - ich kann es nicht sagen, aber auch dieses Mal war ich wieder von ihnen fasziniert und sie taten ihr übriges, um mich nicht nur restlos von Südtirol, sondern auch von Tirol und insbesondere Innsbruck zu begeistern, wo sie in Höchstform aufliefen und -ringsherum um die ganze Stadt - in der Sonne glänzten.
Innsbruck gefiel mir aber auch so sehr gut - eine kleine, nette Sadt mit einem hübschen, historischen Stadtkern, leckerem Essensangebot (von Topfenstrudel über Schlutzkrapfen bis hin zu Schokoladenkuchen) und - natürlich - einem der tollsten Dialekte überhaupt: Tirolerisch.
Zudem war da ja auch noch meine nette, in Innsbruck studierenden Freundin, die mit mir eine tolle Stadtführung unternahm, mich kulinarisch verwöhnte (Glühwein, Weißwurschtfrühstück) und mit der ich einfach eine super Zeit verbrachte, bevor ich dann nach zwei Tagen weiter Richtung München und Freising fuhr.
Und da war ich dann also, wieder daheim, in Bayern und natürlich freute ich mich, aber trotzdem war da dieses befremdliche, komische Gefühl. Da hatte ich mich gerade in einem anderen Land auf eine fremde Kultur eingelassen, mich dort zurecht gefunden und eingelebt und dann stand ich plötzlich wieder am Münchner Bahnhof, wo ich schon sooft war und auch so gerne bin, alles war so bekannt und vertraut und doch irgendwie ein wenig fremd. Genauso ging es mir auch ein paar Tage später, als ich vor meiner Rückreise für einen Kurzbesuch in "meiner/unsrer" Münchner Wohnung war. Na klar, auch wenn mein Zimmer im Moment untervermietet ist, es ist doch mein zu Hause in München und bis auf ein paar kleine Veränderungen konnte ich die WG auch wiedererkennen, aber es hat sich nicht so angefühlt, wie immer.
Aber gut, ich konnte meine freien Tage in Freising, bei meiner Schwester und schließlich, zu Hause, bei meiner Familie, trotz allem sehr gut genießen. Kartoffelsalat, Schweinebraten und Geschnetzeltes von meiner Mama, Weißwürste und Brezen, Frühstücken mit meiner besten Freundin, einfach Zeit zu Hause verbringen...und das alles bei Sonnenschein und 15-20° - wie sollte ich mich da nicht wohl fühlen.
Noch dazu kam der Volleyballspieltag, bei dem wir beide Spiele gewannen und ich einen riesen Spaß am Spielen hatte -trotz fast halb-jähriger Trainingspause.
So packte ich am Ende meiner Reisewoche schließlich zufrieden mit der Welt meinen Rucksack (mit dabei eine Leberspätzlesuppe, ein Adventskalender und Vollkornbrot), besuchte noch schnell meine Oma und wie schon erwähnt meine Münchner Wohnung inklusive Super-Mitbewohner, bevor ich schon wieder am Münchner Bahnhof stand und dieses Mal nicht nur die Leute beobachtete, die mit dem Nachtzug Richtung Venedig/Rom reisen sollten, sondern selbst den City Nightliner bestieg, um wieder "heim" nach Italien zu fahren - auch in diesem Moment sollte mich ein komisches Gefühl beschleichen, was sich aber spätestens verflüchtigte, als wir einen Zwisschenstopp in Innsbruck einlegten und ich mich schwer beherrschen musst, um nit einfacb aus dem Zug zu hüpfen und da zu bleiben.
Die Reise selbst war etwas anstrengend, da ich dank einiger Mädels, die nachts um halb zwei in meinen Abteil Platz nahmen und meinten, sie müssten noch die neuesten Neuigkeiten bis ins Detail bereden, zu keinerlei Schlaf kam. Zudem hatten sie auch noch kein Ticket gekauft und waren der Meinung, sie müssten mit dem Schaffner über vier Euro, die sie nicht bereit waren, zu zahlen, diskutieren, bis dieser schließlich das Telefon zückte, um die Polizei an der nächsten Haltestelle zu informieren und eines der Mädchen plötzlich doch noch zufällig einen 50-Euro-Schein fand, mit dem sie den Restbetrag zahlen konnte.
Nun gut, auch wenn diese lustige nette Reisegruppe mir den Schalf raubte, so verschaffte mir ihre ungewöhnlich witzige 4-Euro-Einlage doch einen unverhofft langen Blick auf den wohl sexiest Schaffner der italienischen Bahn!!!...so dass ich, als die weibliche Kabarettgruppe den Zug in Verona verließ, um andere Leute mit ihren Aufführungen zu beglücken, zufrieden für zwei Stunden schlafen konnte, um dann nach einem Aufenthalt in Venedig, einem italienischen Frühstück und schließlich nach 13-stündiger Reise wieder in Trieste anzukommen, welches mich mit seinem entzückenden Grau und ein wenig Nieselregen willkommen hieß.
P.S.: Suche netten, charmanten und witzigen Tiroler/Südtiroler zwischen 24 und 28 zum Heiraten. Du solltest am besten Dialekt sprechen, fesche Wadeln haben und nicht unbedingt rothaarig und klein sein (ich entschuldige mich schon jetzt für diese diskriminierende Einschränkung). Falls sich da keiner finden sollte, kann sich auch gern der italienische Schaffner aus dem Nachtzug bei mir melden.
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