Jetzt bin ich also schon fast 4 Wochen hier in Wien als UNO Praktikant und noch kein bisschen schlauer...egal, wie viel ich nachdenk - und ich denk momentan viel nach - es kommt irgendwie nur mehr zum Nachdenken raus und so denk ich dann weiter. Was das ganze Nachdenken soll? Ich weiß auch nicht so recht, angefangen hat eigentlich alles damit, das ich mir Gedanken über die UNO an sich gemacht hab und dann über mein unsinniges Praktikum, bei dem ich Aufgaben wie "Zeitung lesen und Kommentare aus verschiedenen Artikeln auf Englisch aufschreiben" oder "Artikel einscannen und abspeichern" übernehme, nur dass das dann hier Press Review und Clipping genannt wird.
Und aus dieser eh schon eher unzufriedeneren Grundstimmung heraus bin ich dann noch ein bisschen unzufriedener geworden, weil ich hier nicht so recht Anschluss fassen kann und ich dann schon mal alleine in der Kantine beim Mittagessen sitze, was mich nicht unbedingt glücklicher macht.
Das hat meiner Meinung nach verschiedene Gründe, angefangen damit, dass ich allein in einem großen Büro in einem ganz anderen Gebäude sitze als der Rest der anderen Praktikanten, die zum Teil eine riesen Gaudi in ihren Büros haben oder sich doch zumindest ständig sehen, treffen, über den Weg laufen, weil sie auf der gleichen Etage, in der gleichen Abteilung oder doch zumindest im gleichen Gebäude und für die gleiche Organisation arbeiten. Es liegt glaube ich auch an der Tendenz, dass ich generell gern übersehen und vergessen werde, was nicht sehr nützlich ist, wenn man eh schon am anderen Ende der UNO sitzt.
Vor allem aber dachte ich, dass es daran liegt, dass ich mit den Grundtyp UN Praktikant eher weniger kann: Akademiker-Eltern, mindestens obere Mittelschicht bis eher reich, Elite-Uni, strotzend vor Selbstbewusstsein bis hin zu Arroganz und Selbstüberschätzung,schick angezogen und mindestens fließend in 2 offiziellen UN Sprachen...diejenigen, die sich zur neuen Elite zählen, zumindest dafür halten und es vielleicht zum Teil auch sind...Stop, nein ich hab nichts gegen Akademiker als Eltern oder Leute, die viele UNO Sprachen sprechen, was ich meine, ist der gefhrliche Mix aus alle den Zutaten, dder zu diesem speziellen Typ Mensch fhrt, mit dem ich nicht besonders gut kann.
Gut, ich zeichne da gerade ein sehr negatives Bild,aber dennoch kam ich mir irgendwie schon etwas unpassend vor: Ich kann nur eine offizielle UN Sprache (und bin damit wirklich die große Ausnahme), wurde auf einem Praktikanten Treffen nach der Arbeit gefragt, ob ich zu Hause beim Umiehen gewesen wäre weil, nein, ich lauf auch jetzt noch nicht mit High Heels und Kostüm durch die Gegend, und verstand wortwörtlich nur noch Spanisch, weil das irgendwie jeder außer Ich spricht...sozialer Druck lässt also grüßen...
Was mich wieder zum Nachdenken gebracht hat, ob ich entweder irgendwie gar nicht hierher gehör, weil ich mir so unpassend vorkomm, oder ob ich vielleicht gerade deswegen genau richtig bin hier, weil man dieser angeblichen selbstverliebten Elite nicht das Feld überlassen und ihnen somit Recht geben würde.
Noch mehr um Nachdenken bin ich aber gekommen, weil ich dann doch ein paar von den anderen Praktikanten näher kennengelernt hab...und es stellt sich raus, dass man eben doch nicht alle über einen Kamm scheren kann und es einige, sogar mehrere nette ander UN Praktikanten gibt. Ich war sogar überrascht, welche Geschichten teilweise hinter manchen Leuten stecken, so dass ich mich für mein vorschnelles Urteil sogar schäme...Bin ich vielleciht nur neidisch? Oder liegt es viel eher an mir und nicht an den Anderen? Was weiß ich, jedenfalls bin ich jetzt schließlich an dem Punkt angelangt, an dem ich auch über mich selbser nachdenke.
Mal schauen, ob das ganze Nachdenken auch zu etwas führt. Hier soll jetzt aber für heute doch endlich mal Schluss mit diesem sehr nachdenklichen Post sein.
PS: Letzen Endes kann ich immerhin (zu meiner Verteidigung) sagen, dass doch einige der Praktikanten das vorgezeichnete Klischee zumindest teilweise bis ganz erfüllen und ausleben...diejenigen, die dann doch gar nich so übel, ja eigentlich wirklich nett und liebenswert sind, sind zumeist auch die, die mir von Anfang an sympathisch waren.
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